Der Dreizehnte Monat.
Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe?
Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße?
Wem zwölf genügen, dem ist nicht zu helfen.
Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen?
Der Frühling müßte blühn in holden Dolden.
Jasmin und Rosen hätten Sommerfest.
Und Äpfel hingen, mürb und rot und golden,
im Herbstgeäst.
Die Tannen träten unter weißbeschneiten
Kroatenmützen aus dem Birkenhain
und kauften auf dem Markt der Jahreszeiten
Maiglöckchen ein.
Adam und Eva lägen in der Wiese.
und liebten sich in ihrem Veilchenbett,
als ob sie niemand aus dem Paradiese
vertrieben hätt.
Das Korn wär gelb. Und blau wären die Trauben.
Wir träumten, und die Erde wär der Traum.
Dreizehnter Monat, laß uns an dich glauben!
Die Zeit hat Raum!
Verzeih, daß wir so kühn sind, dich zu schildern.
Der Schleier weht. Dein Antlitz bleibt verhüllt.
Man macht, wir wissen’s, aus zwölf alten Bildern
kein neues Bild.
Drum schaff dich selbst! Aus unerhörten Tönen!
Aus Farben, die kein Regenbogen zeigt!
Plündre den Schatz des ungeschehen Schönen!
Du schweigst? Er schweigt.
Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.
Zum Jahreswechsel liess ich einen berühmten Berliner zu Wort kommen. Erich Kästner. Er war ‘n Zujezogener. Er war so viel oder so wenig Berliner, wie viele in dieser Stadt auch Berliner sind. Oder eben nicht. Geboren in Dresden, studiert in Leipzig, dann nach Berlin gezogen und kreativ gewesen – sehr kreativ, nach 1945 nach München gezogen und dort geblieben. Den Gedichtzyklus “Die dreizehn Monate” schrieb er 1955.
Rutscht vergnügt in ein glückliches neues Jahr!
Das Gedicht von E.K. einfach super.
Ich denke dabei auch immer an die “Jahreszeiten.”
Nun dauern sie einen Monat länger und das ist schööön.