Was bleibt, wenn man geht. Zum ersten Todestag von Biank.

Heute vor einem Jahr starb Biank. Wir kannten uns über unsere Arbeit. Biank, der Charlottenburger Designer von Schmuck und erotischen Kreationen. Der Erfinder des Dekolltéschmucks und der Labienspange. Ich, die Redakteurin, die über seine Arbeit schrieb.

Ich habe ihn 2006 kennen gelernt. Der Anfang war gelinde gesagt holprig. Wir hatten die Kontaktdaten von Bianks Schmuckatelier in der Schlüterstraße im Magazin abgedruckt und  einen Zahlendreher in der Telefonnummer verursacht. Blöde Sache. Unser Fehler. Noch blöder, dass der Zahlendreher in der nächsten Ausgabe wieder auftauchte. Falschen Datensatz  übernommen, den unkorrigierten. Biank tobte per Fax. Ob wir alle bekifft seien in der Redaktion. Waren wir natürlich nicht. Wir waren einfach nur blutige Anfänger im Verlegen einer Zeitschrift. Sein gefaxter Ausbruch – verständlich, Anlass für eine klärende Mail, und mich mal persönlich vorzustellen. Offen gesagt hatte ich Muffensausen vor dem Termin. Aber es kam anders. Wir verstanden uns.

Es entwickelte sich etwas herzliches. Ich bestaunte seine Kreativität. Die Ringe, die er nach Naturformen entworfen hatte, beeindruckten mich mindestens genau so wie seine erotischen Liebesspielzeugkreationen, der Dekolltéschmuck, die massiven Geishakugeln oder natürlich die Labienspange, über die ich schrieb. Vielleicht war er beeindruckt von meinem Durchhaltevermögen als Jungverlegerin im Kampf gegen die Kinderkrankheiten eines Verlags im Kleinkindalter. Ist nur eine Vermutung. Wie auch immer. Als ich in 2008 den Plan zu einer sinnlichen Berliner Stadtführung mit dem Namen Verführer-Tour hatte, war er mit Begeisterung Teil der Tour. Empfing meine 8 Testgäste mit kühlem Sekt (nicht vorher abgesprochen!), erklärte alle Schmuckstücke und Liebesspielzeuge geduldig, in Ruhe, mit Begeisterung – und ohne Scheu, die Menschen auch mal zu berühren, wenn er zum Beispiel die Wirkung des winzigen Nadelrollers erklärte. Dann lüpfte er kurzerhand das Haar der am nächsten stehenden Dame und demonstrierte den Gänsehauteffekt im Nacken. Was manchen irritierte, aber was für mich zum Gesamtpaket Biank Rodalquilar dazu gehörte. Genau so wie seine beeindruckende Körpergröße und seine großen Hände. Ein Macher. Authentisch eben. Er entwarf Schmuck seit er Anfang 20 war. Rund 40 Jahre hatte er das Schmuckgeschäft in der Schlüterstraße. Die 80er waren Bianks hohe Zeit. Fernsehauftritte, Modenschauen. Bianks Kreationen kamen dem wilden Westberlin vor dem Mauerfall gerade recht.

Biank war eigentlich sein Nachname, aber er nannte sich Biank Rodalquilar, nach einem Ort in Andalusien, an dem er sehr gerne war. Ich sah ihn das letzte Mal in seinem Geschäft, als ich ihm ein paar Verführer-Magazine brachte. Das muss 2012 gewesen sein. Dass er krank war, wusste ich. Aber nicht wie sehr. Dass er das Geschäft aufgeben würde, erfuhr ich erst in dem Moment.  Ich war beklommen. Mit dem Geschäft schließt er seinen Lebenstraum, wusste ich. Er drückte mich wie immer kräftig und sagte: “Bleib gesund, das ist das wichtigste. Alles andere ist egal. Pass auf Dich auf und bleib gesund.” Ich wusste nicht, dass dies ein Abschied für immer war. Vielleicht habe ich es geahnt.

Im Mai 2013 erfuhr ich von Bianks Tod. Die Nachricht erwischte mich eiskalt.

Seine Frau Andrea führt nun Bianks Ideen, Kreationen, sein Erbe weiter. Zusammen mit einem Mitarbeiter, der schon früher eng mit Biank zusammen gearbeitet hat, hält sie die Entwürfe und Träume Ihres Mannes lebendig. Die Schmuckstücke und Liebesspielzeuge gibt es weiterhin über die Websites www.biank.dewww.geishakugel.de und www.labienspange.de zu kaufen. Ausgefallene Kundenwünsche oder Anpassungen sind zwar nicht mehr so einfach umzusetzen. Aber fragen sollte man in jedem Fall. Andrea ist über die Websites und per Telefon zu erreichen und Kunden aus Berlin können Bestellungen auch bei ihr im Büro abholen und so Versandkosten sparen.

Wenn ich an Biank denke, sehe ich ihn in der Tür seines Schmuckateliers stehen. Mit den gläsernen Vitrinen im Schaufenster, deren ausgestellte Inhalte mit Sicherheit so manchem Spaziergänger, der durch die Schlüterstraße bummelte, Denkfalten auf die Stirn zauberten. Wozu um alles in der Welt dient diese Kreation? Wer demnächst eine Frau trifft, um deren Hals sich eine flache silberne Gliederkette schmiegt, deren Enden nicht auszumachend zwischen ihre Brüsten und über ihren Rücken verschwinden, sollte sich ein Herz fassen und mal nachfragen …

 

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5 Comments

  1. says: Dr. Robert Hitschke

    Gute Idee Stephanie,

    ein schöner Gedanke, und so klar geschrieben,
    mich erstaunt wie wenige noch an ihn denken, jedenfalls nicht laut,
    Biank, von dem so viele beschenkt wurden zum Thema
    Sinnlichkeit und Erotik, zu dem ich jetzt niemanden mehr befragen kann.

    Ich glaub ich hätt Lust auf eine in memoriam Party…………

    Robert Hitschke

  2. says: Stephanie Posnansky

    Guten Abend erst mal… ja wie soll ich anfangen….

    also ich habe vor gut einem Monat mein
    Bücherregal entrümpelt um mich von einigen alten Werken zu verabschieden, da ich sie nicht mehr lesen werde (der Mensch ändert sich…..)………………..
    Bei einem dieser Bücher kam mir eine Visitenkarte von Biank entgegen geflattert und erinnerte mich natürlich sofort, da ich einen wunderschönen Ring von ihm, ein Unikat mal geschenkt bekommen habe. Die Geschichte hierzu warum das so war, ist eigentlich relativ unspektakulär aber doch irgendwie witzig, worauf ich nun hier erst einmal nicht weiter eingehen möchte.

    Das Tragische war natürlich, dass ich ein paar Tage später mir so dachte… geh mal googeln… ja und dann war ich doch ziemlich schockiert… mit anderen Worten hätte ich das Regal nicht entrümpelt, wüßte ich bis heute nicht, dass Biank leider nicht mehr unter uns ist. Schluck…:(

    Würde gerne noch mal Leute treffen die ihn ebenso näher kannten… Auch würde ich dieses aussergewöhnliche Unikat von ihm (wie der Schaffende selbst) evtl. nochmals in professionelle Hände geben… zwecks Neupolierung, Richten des inneren verbogenen Rings (weiches Silber)….

    Wer sich nun auch immer durch meine Zeilen angesprochen fühlt….. würde ich mich über
    ein Feedback sehr freuen, verbunden mit einem netten Treffen/Gespräch.

    In diesem Sinne erst einmal ein schönes Herbstwochenende…………

    Stephanie…. ;)

  3. says: Sigi Biank

    zu spät, zu lange gewartet…. eigentlich wollten wir uns ja mal wegen unseres Namens unterhalten…., verpasst dann im nächsten Leben, wenn es denn nicht wieder “Biank-mässig” danebengeht.

    Wir wollten jetzt mal endlich Casa Biank buchen, und wenn es geht auch machen aber bin jetzt auch hinreichend geschockt …. so geht es eben. Loslassen und nachdenken.

    Viele liebe Grüße mit vielen Gedanken,
    Sigi Biank
    .

  4. says: Mat

    Kannte Biank und, auch noch vor Andrea, sehr nahe

    Aber wir verloren uns 2007/8

    Und leider habe ich soeben den Lauf der Geschichte zur Kenntnis genommen!

    Einiges weiß ich noch wie gestern!

    Schreibt!

  5. says: J. Rueber

    In Erinnerung an Biank Rodalquilar

    Gitta schaute in den sonnigen Himmel, der sich außerhalb des Flughafengebäudes über Berlin aufspannte.
    Sie hatte um 10:00 Uhr einen Friseurtermin bei Udo, wie sie den Laden auf der Uhlandstr. in ihren Gedanken nannte. War schon komisch, wie aus einer Schnapsidee vor einigen Jahren eine feste Regel geworden war.
    Damals hatte Jochen ihr einen Friseurtermin bei Udo Walz zum Silvester geschenkt, da sie gerade für eine Silvesterfeier in Berlin waren und ihre Haare dringend einer Pflege und eines Schnittes bedurften.
    Als sie an dem Laden auf der Uhlandstr. vorbeigingen, meinte Jochen, man könne doch einmal fragen, ob noch ein Termin frei wäre. Als sie sich zierte, ging er hinein und kam grinsend wieder zum Vorschein mit den Worten: „Morgen früh um 10:30 Uhr.“
    Und dann war er es auch, der sie immer wieder zu „Udo“ schickte, wenn ihre Frisur mal wieder nicht mehr mit eigenen Mitteln auf die Reihe zu bekommen war.
    Sie hatte schon einige Ausflüge mit Freundinnen hierher gemacht oder sie war mit Jochen auch auf ein Wochenende mal eben hergefahren.
    Denn die Besuche in Berlin hatten auch einen zweiten Grund und der hieß Andrea + Biank.
    Seit sie vor Jahren die Beiden zum ersten Mal kennengelernt hatten, war daraus erst eine gute Bekanntschaft und dann eine richtige Freundschaft entstanden.
    Den Anfang hatte eine Internetseite eines Schmuckladens in Berlin für erotischen Schmuck gemacht, genauer die Website von Biank Rodalquilar.
    Dazu muss man wissen, dass Jochen ein großer Liebhaber von erotischem Spielzeug war.
    U.a. hatten Geishakugeln es Jochen sehr angetan. Er versprach sich zu Anfang eine sehr große Wirkung von den Dingern, hatte aber zu den Plastikkugeln aus dem Versand kein Vertrauen, da die Verarbeitung sehr schlecht war und die Hygiene zu kurz kam.
    Also suchte er nach einer soliden Lösung und fand diese auf der Schmuckseite von Biank in Gestalt von Geishakugeln aus Edelstahl.
    Beim Stöbern auf der Seite hatte Jochen aber auch etwas entdeckt, was seine Phantasie stark beflügelte: Bianks Dekolleteschmuck.
    Der Preis war utopisch hoch, aber der Schmuck war einmalig.
    Da Gitta zuerst einmal zusammenzuckte, als sie die Preise las, geriet die ganze Angelegenheit in Vergessenheit, bis…..
    Beide, Gitta + Jochen fuhren gerne an die See und liebten beide FKK.
    Da sie schon etliche Anlagen in Frankreich und Kroatien kannten, wollten sie einmal eine andere Gegend kennenlernen: Andalusien.
    Bei einem FKK Veranstalter hatten sie ein Hotel in der Nähe von Almeria gefunden: das
    Vera Playa Club Hotel. Dort sollte im tiefsten katholischen Spanien FKK möglich sein.
    Gesagt, getan, gebucht und los ging es. Kurz gesagt, der Urlaub war einsame Klasse.
    Jochen hatte die Motorräder auf den Hänger gepackt und sie waren in einer Zweitagestour nach Andalusien gefahren.
    Die Anlage war gepflegt, das Essen war gut und reichlich und der Strand phantastisch.
    Sie machten weite Ausflüge mit den Motorrädern durch die Landschaft und faulenzten an anderen Tagen an Pool und Strand.
    Bei einem ihrer Ausflüge kamen sie in ein Tal.
    Jochen grübelte, wo er den Namen schon einmal gelesen oder gehört haben könnte und Gitta fiel es ein: ‘das war doch der Name von dem Schmuckladen in Berlin’.
    Sie fuhren weiter bis in einen kleinen Küstenort namens San José und Jochen ging ins nächste Internetcafé, um sich Gewissheit zu verschaffen.
    Richtig, der Laden hieß Biank Rodalquilar und jetzt entdeckte Jochen auch einen Link, der auf eine andere Website ‘Urlaub in Spanien’ zeigte.
    Hier wurde die Casa Biank angeboten, in der man Urlaub machen konnte.
    Und diese Casa Biank lag in genau diesem dem Tal, der Kreis hatte sich geschlossen.
    Jochens Vorschlag, sich diese Casa Biank einmal näher anzuschauen fand Gittas Zustimmung.
    Sie planten den nächsten Ausflug so, dass die Tour sie wieder in das Valle führte.
    Nach ein wenig suchen fanden sie die Casa außerhalb der Ortschaft an einem Berghang gelegen, äußerlich eine Idylle. Sie fuhren dorthin und klingelten.
    Biank machte auf und freute sich sehr über den Besuch sowie über die Frage nach der Ferienmöglichkeit.
    Er führte sie durch sein Schmuckstück, die Anlage sah innen genau so idyllisch aus wie von außen.
    Sie besichtigten eines der im Moment freien Apartments und saßen dann bei einem Glas Wein im Patio und schwatzten.
    Dann kam Andrea, Bianks Frau dazu und im Laufe des Nachmittags kamen sie auch auf den Schmuck von der Website zu sprechen.
    Andrea holte ihren Dekolletéschmuck aus der Wohnung und ließ Gitta ihn anlegen.
    Zuerst über der Bluse, aber Biank meinte, dafür sei er nicht gemacht, der müsse auf der Haut getragen werden. Gitta zog die Bluse aus und legte den Schmuck auf der nackten Haut erneut an.
    Sie verschwand mit Andrea in der Wohnung, um sich im Spiegel zu bewundern, obwohl das Glänzen in Jochens Augen schon alles aussagte.
    Jochen hatte Feuer gefangen und ihm war der Preis jetzt völlig egal.
    Während die Mädchen in der Wohnung waren, nutzte Jochen die Gelegenheit, Biank nach den Geishakugeln zu fragen.
    Biank schilderte die Kugeln detailgetreu und, als die Mädchen wiederkamen, sagte er zu Andrea, sie solle doch einmal ihre Kugeln holen.
    Andrea ging in die Wohnung und kam nach einer Weile mit den Geishakugeln zurück.
    Diese Kugeln waren viel größer, als die, welche Jochen bisher kaufen konnte.
    Andrea gab sie Gitta in die Hand. Gitta meinte erstaunt, dass die Kugeln richtig warm wären, worauf Biank trocken meinte, dass dies kein Wunder sei, schließlich wären sie auch gerade noch in Andreas Vagina gewesen, worauf Gitta die Kugeln fast fallen gelassen hätte. Sie fragte dann aber Andrea, ob die Kugeln nicht etwas zu groß wären.
    Andrea meinte, sie würde die Kugeln als sehr angenehm empfinden und zu kleine Kugeln würden bei ihr überhaupt nicht wirken.
    Als Gitta + Jochen die Casa verließen, hatte Jochen sowohl den Dekolleteschmuck komplett mit Tanga, als auch ein Paar Geishakugeln allerdings in kleiner bestellt und sie hatten eine Verabredung in Berlin, um alles abzuholen.
    Dies war der Beginn einer schönen Freundschaft.

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