Tierische Liebe zum Valentinstag

An einem ganz bestimmten Ort in Berlin geht’s am Valentinstag tierisch zur Sache. Dort könnt ihr einen hemmungslosen Abend erleben, der sich komplett der animalischen Liebe verschrieben hat. Wo? Wo? Wo? Im Museum für Naturkunde. Hä? Genau. Das war auch meine atavistische Lautäußerung, als ich auf die Ankündigung stieß. Animal Erotica heißt der Abend aus der beliebten Veranstaltungsreihe „Filmwelten der Wissenschaft“, die das Museum für Naturkunde seit rund 8 Jahren 2-3 Mal pro Jahr bringt. Diesmal zum Thema: Tierische Liebe. Was bei den Tieren da teilweise so abgeht, lässt manchen Homo sapiens rote Ohren bekommen oder vor Neid erblassen: Promiskuität, Nymphomanie, Lebensehe, das Geschlechterleben der Tierwelt ist bunt wie ein Regenbogen und wirkt auf uns Menschen durchaus mal kurios.

Passend zum Tag der Verliebten zeigen die Evolutionsbiologen Michael Ohl und Matthias Glaubrecht sowie der Illustrator Nils Hoff eine Zusammenstellung faszinierender Filmausschnitte zu diesem Thema. Wobei dies kein steriler Discovery Channel -Abend wird, sondern hier Filmpassagen gezeigt werden, die aus ganz verschiedenen Genres stammen, aber eines zum Gegenstand haben: Animal Erotica. Dazu werden Texte von Lyrik bis Wissenschaft vorgetragen. Zu Gast wird auch die frühere Mitarbeiterin des Museums Annette Kaufhold sein, die eigens für den Abend passende Lyrik verfasst hat. Das tolle Plakat mit den liebeshungrigen Regenwürmern ist übrigens von Sonja Kreft vom Museum für Naturkunde.

Der ungewöhnliche Event im großen Sauriersaal des Museums für Naturkunde dauert ungefähr bis 21 Uhr, so dass Ihr danach noch Zeit habt, um die Häuser zu ziehen und/oder ein herziges Dinner mit Eurem Schatz zu genießen.

14.02.2014, Beginn: 19:30 Uhr, Einlass: ab 19:00 Uhr, Eintritt: 3,50€ / ermäßigt 2,00 €
> Museum für Naturkunde (MfN), Invalidenstraße 43, 10115 Berlin.

Über Anmeldung freut man sich unter info@naturkundemuseum-berlin.de. Wegen der großen Baustelle empfiehlt das MfN die Anreise mit U6 und Bus 245 U Bahnhof Naturkundemuseum, S2, S25 und S1, sowie TRAM M8, M10 und M12 bis Nordbahnhof.

„Inspiriert hat uns übrigens das Gedicht von Robert Gernhardt „Animalerotica“, sagte mir Veranstalter Michael Ohl. Vielleicht ja auch Euch:

Animalerotica

von Robert Gernhardt (mit etwas Unterstützung durch F.W. Bernstein und F.K. Waechter)

Der Nasenbär sprach zu der Bärin:
»Ich will dich jetzt was Schönes lehren!«
Worauf er ihr ins Weiche griff
Und dazu »La Paloma« piff.

Die Dächsin sprach zum Dachsen:
»Mann, bist du gut gewachsen!«
Der Dachs, der lächelte verhalten,
denn er hielt nichts von seiner Alten.

Der Förster, der grad Möhren dörrte
und dabei ein Röhren hörte,
sprach: »Wer den Hirsch beim Röhren stört,
der eben in den Föhren röhrt,
dem schlag’ ich meine Möhren
achtkantig um die Ohren.«

Der Bär schaut seinen Ziesemann
nie ohne stille Demut an.

Der Mops hat seinen Zeugungstrieb
ganz schrecklich gern und furchtbar lieb.

Das Vorspiel nahm den Hengst so mit,
daß er geschwächt zu Boden glitt.

Der Wal vollzieht den Liebesakt
zumeist im Wasser. Und stets nackt.

Zu Nachtzeit faßt der Kormoran
zu gern die Kormoranin an,
die dieses, wenn auch ungern, duldet,
da sie ihm zwei Mark fünfzig schuldet.

Der Kragenbär der holt sich munter
einen nach dem andern runter.

Der Pelikan steht wie gelähmt,
nie hat ihn jemand so beschämt,
wie jener feiste Kolibri,
der ihn des Pubertierens zieh.

In Köln, da können sich die Dohlen
selbst auf dem Dom ein Liebchen holen.

Zum Adler sprach die Gabelweihe
daß sie auf seinen Nabel speie,
nähm’ er nicht sofort seinen Schnabel
aus ihrer frischgekämmten Gabel.

Im Kurbordell von Königstein
ist jeden Samstag Tanz.
Dort treten sieben Mäuschen
ohn’ Unterlass und Päuschen
der Katze auf den Schwaha,
der Katze auf den Schwanz.

Der Schäfer, der betrübt entdeckte,
Dass sich sein Hund aufs Leitschaf legte,
Verhieß ihm barsch die Todesstrafe,
Falls er nochmal ein Schaf beschlafe.

Der Liebe zwischen Fuchs und Schwan
Haftet ein stiller Zauber an.

Der Löwe schleicht ins Freudenhaus
Und klopft sich dort die Eier aus.

Die Heringsfrau, die sprach versonnen:
»So ein Wal wiegt siebzig Tonnen!«

Dem Sperber leiht der stolze Aar
Nur ungern sein Patentpessar.

Die meisten Schweineigel wohnen
Rund um die erogenen Zonen.

Seit jener selbsterdachten Stellung
Hat Meister Stier die Schienbeinprellung.

Bis auf das süsse Lustgefühl
Lässt den Kauz der Beischlaf kühl.

Der Tausendfüssler sprach beklommen:
»Ich glaub, ich hab mich übernommen!«
Und dann stieg er, so schnell er konnte
Von jener Kuh, die sich g’rad sonnte.

gefunden hier: www.mjucker.ch/animalerotica.html

Quellen: Robert Gernhardt: Gedichte 1954 – 94, Haffmans Verlag Zürich 1996, S. 50ff / Robert J. Gernhardt, F.W. Bernstein und F.K. Waechter in: WimS, S.187 (Juni 1971)—S.206 (März 1972) – mit Unterbrüchen sowohl in den Monaten als auch in den Seiten.

 

© Verführer – Das Beste aus Berlin | Text: Stephanie Schneider, Gedicht: Robert Gernhardt | Postkartenmotiv: © Museum für Naturkunde / Sonja Kreft

Suchbegriffe: Museum für Naturkunde Berlin Animal Erotica

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