Punkt für Punkt ein Kunstwerk – Graphic Fashion Design von potipoti #designerinterview #berlinermodedesigner

“Wir haben etwas gesucht, was ein bisschen lustig klingt – potipoti. “, sagt Silvia. „Spreche ich das denn richtig aus: po(h)tipo(h)ti?“ frage ich und ziehe die Ohs lang. „Ja klar, jeder spricht es in seiner Sprache etwas anders aus, aber das fanden wir auch lustig. Später haben wir entdeckt, dass es sogar eine Insel gibt, die Potipot-Island heißt. Und im Japanischen heißt es ‚kleine Punkte‘.“

Silvia Salvador, Teil des Berliner Graphic Fashion Labels potipoti, erzählt mir von der Namensfindung und wie sie nach Berlin kam, wo sie und ihr Designerkollege Fernando Cornejo das Label 2005 gründeten: „Seit 2001 lebe ich in Berlin. 1999 kam ich zum ersten Mal in die Stadt, als ich hier ein Jahr Kunst und Grafikdesign studiert habe. Ich bin in Spanien geboren und aufgewachsen, in Kastilien, aber meine Mutter ist Deutsche.“ Dieser Umstand bringt eine besondere Faszination mit sich wenn man Silvia zuhört, denn sie spricht perfekt Deutsch, aber mit einem unüberhörbaren, charmanten spanischen Akzent. Ich höre ihr weiter zu: „Unsere Mode ist sehr grafisch. Wir designen unsere Stoffe per Digitalprint, die von unseren Handzeichnungen gemacht werden. Manche Muster werden auch direkt in die Strickmaschinen übertragen. Wir machen also nicht nur die Schnitte, sondern auch die Muster. Alles fing 2003 mit T-Shirts an, die wir begleitend zu einer Kunstausstellung angefertigt haben. Die T-Shirts ließen sich gut verkaufen, günstiger als die Bilder. Irgendwann kam ein Anruf für eine Modenschau in Spanien. Und da mussten wir dann eine Kollektion machen. Kaum dass wir es uns versahen, waren wir in dem Rhythmus, Mode zu machen.“

„Anfang des neuen Jahrtausends gab es in Berlin noch nicht so viel Mode. Damals haben viele begonnen. Es ist interessant zu sehen, wie sich diese Label entwickelt haben. Im Laden verkaufen wir auch einige andere Berliner Label. Ich sehe das als Ergänzung, nicht als Konkurrenz.“ Silvia Savador, potipoti

Mit der Zeit haben Silvia und Fernando gemerkt, dass viele Grafiker im Modebereich landen. Trotzdem gefällt es Silvia nicht sonderlich, als Modedesigner bezeichnet zu werden. Und so machten sie aus der Not eine Tugend: “Wir nennen uns Graphic Fashion Designer. Wir machen Graphic Fashion. Der Schwerpunkt liegt für uns auf der Kunst.“ Das Geschäft in der Rosenthaler Straße in Mitte betreiben Silvia und Fernando seit 4 Jahren, davor waren sie im Prenzlauer Berg. „Der Laden ist für uns sehr wichtig, wir haben Kundenkontakt, wissen so besser, was die Kunden suchen. Unsere Kundschaft ist international. Viele Künstler, Grafikdesigner, aber auch Touristen, sehr gemischt. Unsere Kunden kaufen aber nicht nur unsere Mode, sondern auch die Geschichte zur Mode. Sie lernen bei uns im Laden den Designer kennen, erfahren mehr über die Idee, die hinter dem Kleidungsstück steckt. Das nimmt man doch viel mehr mit nach Hause, als wenn man bei einer großen Kette shoppen geht. Man kann zu Hause erzählen: Ich habe das in Berlin gekauft, ich habe mit dem Designer gesprochen und er hat mir erzählt, warum er das so designt hat. Das ist doch eine tolle Sache! Dafür zahlt man auch gern 50 Euro mehr, und man hat auch viel länger etwas davon, weil die Qualität und die Herkunft der Produkte stimmt. Wir lassen unsere Kollektionen in einem Familienbetrieb in Kastilien produzieren, das sind drei Personen, Mutter, Vater und Sohn.“

In Berlin zu sein ist für Silvia eine große Inspiration. „Berliner Musik inspiriert mich, die Clubszene, aber jetzt bin ich seit einem Jahr Mutter, da inspirieren mich Ausstellungen, oder ein Spaziergang in der Natur mit meiner Tochter Luna.“ Silvia will in Berlin bleiben, obwohl sie die Winter in Deutschland nicht gern mag. Diese seien zwar auch nicht wärmer als die Winter im Norden Spaniens, sagt sie, aber grauer. Die Mode von potipoti schafft da definitiv farbenfrohe Abhilfe.

 

potipoti, Rosenthaler Straße 66, 10115 Berlin-Mitte

www.potipoti.com

 

© Verführer – Das Beste aus Berlin | Fotos: Maya Kapouski – mayakapouski.com Model: Marta Cerviño | Interview & Text: Stephanie Schneider

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