IchJane ist nicht nur ein Berliner Modelabel. Sondern auch der wohl kürzeste Aussagesatz der Filmgeschichte. “Ich Jane!” wäre unausgesprochen, hätte nicht Tarzan jene Jane zu dieser Minimalform rudimentärer Kommunikation veranlasst. Es ist demnach ein weibliches Statement, frei zu übersetzen mit „Ich bin die Frau“.
So legt denn Modedesignerin Michaela Götzl und Macherin des Labels IchJane ihren Fokus auch ganz auf das Weibliche: „Kleider kann ich am besten, obwohl ich selbst ganz selten welche trage“, sagt sie lachend.
Michaela Goetzl, Modedesignerin. Die Frau hinter “IchJane”
Michaela hat das Modefach an der Stuttgarter Modeschule erlernt. „Als erstes habe ich am Musical-Theater für Miss Saigon gearbeitet. Eine tolle Zeit, aber nicht die große Herausforderung. Danach hatte ich für 4 Monate beim Label „tandem“ in Karlsruhe meinen Traumjob: Ich durfte nur zeichnen, technische Zeichnungen für die Designer umsetzen. Als „tandem“ dann Insolvenz anmeldete, war ich frustriert und wollte umschwenken, machte eine Fortbildung zur dtp-Fachkraft, aber der Job in einer Werbeagentur gefiel mir nicht. Meine Kindergartenfreundin, damals schon lange in Berlin, meinte immer: Was willst Du in Karlsruhe? Komm nach Berlin! Und als einer ihrer Freunde für zwei Semester ins Ausland ging, übernahm ich in der Linienstraße direkt am Oranienburger Tor seine Wohnung zur Zwischenmiete. Damals war das noch locker bezahlbar. Das war 2001.“
Alles oberhalb von Jeans und T-Shirt sei in Karlsruhe damals modisch gewagt gewesen. Aber in Berlin traut sich Michaela in Mode-Dingen mehr, fühlt sich regelrecht befreit. 2003 führt sie den Labelnamen IchJane ein, entwirft viele Einzelstücke. Damals, beschreibt sie, konnte man in Berlin auch ohne große Kollektionen noch die Läden abklappern und sagen: Hier, ich mache Mode, habt ihr Lust die zu verkaufen? Soma in der Alten Schönhauser, Hasipop in der Oderberger und einige Pop up Stores nahmen ihre Sachen an. Das lief gut, spornte an. „2005 habe ich meine erste Kollektion entworfen. So arbeite ich konzentrierter.“ Seitdem hat IchJane sich ständig weiter entwickelt. „Obwohl ich alles selbst mache. Das ist oft sehr stressig. Sogar mein Logo habe ich selbst entworfen. Aber ich sehe mich als Arbeiter. Mein Leben ist nicht glamourös. Zur Modebranche gehört viel Gepose, aber das überlasse ich gern den anderen, halte mich lieber im Hintergrund. Ich komme aus einem kleinen Dorf, aus dem auch der Chefdesigner von Dries van Noten kommt. Der hat mal gesagt: Unsere Herkunft hält uns auf dem Teppich.“
“Am liebsten trage ich Jeans und Lederjacke. Ähnlich wie bei den Modenschauen in Paris, wenn der Designer raus kommt und Hose und schwarzen Pulli trägt. Da bin ich immer erleichtert. Ich denke, darum ist man Designer, weil man glücklich ist, wenn die eigene Mode am Model vor den Kameras steht, aber selbst muss ich das nicht haben.” Michaela Götzl, IchJane
Seit Michaelas kleine Tochter Lily da ist, hat sich das Leben der Designerin weiter verändert: „So einen kreativen Job wie meinen in einen 9 to 5 Tag einzutakten, finde ich schwierig, aber mit Kind geht das nicht anders. Früher habe ich einfach losgearbeitet, ab 17 Uhr wurde ich manchmal erst richtig kreativ. Heute ist dann Schluss, denn Lily möchte von der Tagesmutter abgeholt werden.“ Auch in ihrer Mode orientiert sich Michaela lieber an der Realität als an künstlerischen Traumwelten:“ Ich mache gut verkäufliche Kollektionen. Keine abgedrehte, sondern weibliche Mode, die auch jobtauglich ist.“ Und mittlerweile kann sie sich keinen besseren Ort für sich vorstellen, als Berlin.
„In Berlin ist Platz für alle. Es gibt wahnsinnig viele Labels, viele Musiker, von allem total viel. Aber es nimmt sich niemand etwas weg. Die meisten kommen nach Berlin, weil hier genug Platz zur Entfaltung ist. Zwar ist auch hier mittlerweile vieles fest betoniert. Aber das ist der normale Gang der Dinge. Es ist eben alles im Fluss, so wie bei einem selbst. Man wird älter. Bekommt Kinder. Dann wandeln sich die Ansprüche. Auf einmal wird man so, wie man als Jugendlicher nie werden wollte“, sagt Michaela mit einem Zwinkern. Trotzdem inspiriert Berlin sie sehr. „Mir erscheint die Stadt wie ein Lebewesen. Es verändert sich ständig. Bleibt dadurch aber auch andauernd interessant.“
IchJane, Boxhagener Straße 35, 10245 Berlin-Friedrichshain
©Verführer – Das Beste aus Berlin | Fotos: Franziska Prütz | Interview: Stephanie Schneider