Weil der Sekt-Post von gestern so gut ankam, hat die Verführer-Redaktion noch etwas tiefer für Euch ins Glas geschaut – rein recherchetechnisch versteht sich – und schenkt Euch heute ein paar mehr Infos rund ums edle Prickelwasser ein. Willkommen zu unserer kleinen Sektschule! Denn bestimmt wolltet Ihr genau wie ich schon immer mal wissen:
Wie geht eigentlich Flaschengärung?
Flaschengärung oder Méthode champenoise = Das Must-have für Cremant, Cava, Champagner und Winzersekte. Andernfalls bleibt es schnöder Schaumwein. Der Grundwein, der zu edlem Sekt werden soll, wird mit Zucker und Hefe versetzt. Zurück damit in die Flaschen, Kronkorken oder Bidule* drauf und dem Wunder der alkoholischen Gärung seinen Lauf lassen. Dabei entsteht gelöstes Kohlendioxid und Alkohol. Jetzt kommen die Rüttelpulte ins Spiel.
*Bidule = das klingt toll und sehr edel, oder? Ist französisch und spricht sich Biedühl. So nennt man den fürs Degorgieren leicht zu öffnenden Verschluss. Das macht in unseren Ohren richtig was her. Heißt ins Deutsche übersetzt aber lustiger Weise nix anderes als Dingsda.
Rütteln = Die Sektflaschen werden während des Gärungsprozesses in sogenannten Rüttelpulten gelagert. Erst waagerecht, dann ca. 14 Tage immer um ein Zehntel im gleichen Winkel gedreht, und die letzte Woche stückweise gesenkt. So gelangen sie nach und nach in eine Kopfüber-Position. Ziel ist, den Bodensatz – die Hefe – in den Flaschenhals zu bugsieren. Und dann ist sie bereit zum …
Degorgieren = Das Entfernen des Hefesatzes im Flaschenhals oder Abschlämmen nach Abschluss der Gärung. Ist der Bodensatz im oberen Flaschenhals angelangt, kann man zum Beispiel die Flasche punktuell durch ein Kältebad ziehen. Die Flasche wird kurz geöffnet und der vereiste Part schießt durch den Druck aus der Flasche hinaus – inklusive der Hefe. Plopp!
Dosage = Nach dem Degorgieren fehlt Flüssigkeit in der Flasche. Die wird mit Wein oder einem Wein-Zuckergemisch aufgefüllt, je nach gewünschter Süße.
Agraffe = So heißt das Drahtgeflecht, das zusammen mit dem Champagnerdeckel (Capsule) den Korken in der Flasche hält.
So, jetzt könnt Ihr richtig schön auf die Sahne hauen als Sektkenner. Und wem das noch nicht genügt und wer mal auf dicke Hose, pardon -dicke Flasche machen will, für den lege ich noch einen drauf:
Champagnerflaschen-Formate – und wie man sie nennt.
0,25 l = Quart/Piccolo
0,5 l = Demi/Filette
0,75 l = Imperial
1,5 l = Magnum
3 l = Jeroboam/Doppelmagnum
4,5 l = Rehoboam
6 l = Methusalem/Impériale
9 l = Salmanazar
12 l = Balthazar
15 l = Nebukadnezar
18 l = Melchior/Goliath
26,25 l = Souverain/Sovereign
27 l = Primat
30 l = Melchisedech/Midas
Damit Ihr Euer Wissen direkt praktisch anwenden könnt, kommen hier zwei Rezepte für herbstlich-köstliche Drinks mit Sekt, die natürlich ganz ultraexklusiv für Euch an den Verführer übermittelt wurden. Rezept No. 1 stammt von einem preisgekrönten Berliner Weingeschäft, Rezept No. 2 von einer Verführer-Leserin aus Köln. Intern haben wir sie Himmel und Hölle getauft ;)
Viniculture-Haus-Aperitif
2 cl Orangensherry, ein Dash Angostura, mit eiskaltem Crémant du Jura auffüllen. Zum Schluss ein Cent großes Stück Zitronenzeste mit den Fingern über dem Glas ausdrücken und reingeben. Im Sektglas servieren. Ein dickes Danke an Holger Schwarz von Viniculture in Charlottenburg, wo man auch die Zutaten finden kann.
Dark Hugo
2 cl dunkler Holunderbeersirup und 1 Prise Zimt im Glas mischen, mit gekühltem Sekt und nach Wunsch mit spritzigem Mineralwasser auffüllen, ein Stück Orangenzeste über dem Glas zerdrücken und hineingeben. Ein dickes Danke an unsere Leserin Juicy SweetHeart aus Köln.
Ihr fragt Euch bestimmt, welcher von den beiden jetzt Himmel und welcher Hölle sein soll. Nun. Das kommt auf die Reihenfolge an. Denn köstlich sind sie beide. Aber soviel steht fest: Hölle ist immer der Drink, den man als letztes trinkt ;)
©Verführer – Das Beste aus Berlin | Text: Stephanie Schneider | Foto: nicky_www.photocase.com