Wir sind Gaga! Modedesigner Thomas Hanisch im Interview #designerinterview #berlinermodedesigner

Erst waren wir Weltmeister. Dann Papst. Jetzt sind wir Gaga. Und zwar richtig. Vor allem Thomas Hanisch aus Berlin. Der ist völlig aus dem Häuschen.

Thomas Hanisch kommt aus Bad Salzungen in Thüringen, ist 23, hat letztes Jahr seinen Abschluss an der ESMOD als Modedesigner gemacht und wohnt in Prenzlauer Berg. Gestern überschlugen sich die Gazetten und sogar das Fernsehen berichtete: „Lady Gaga trägt Berlin!!“ Zu ihrem Geburtstag wurde sie im Label IMMORTAL von Thomas Hanisch gesehen und fotografiert.

Ich habe mir Thomas kurzerhand geschnappt und ein bisschen ausgequetscht … ;)

Verfuehrer - Das Beste aus Berlin - Thomas-Hanisch-Portrait Foto Tobias Dörer

Thomas Hanisch, Modedesigner. Der Mann hinter “IMMORTAL”.

Verführer: Da freut sich aber wer ganz ordentlich, oder?

Thomas Hanisch: Mehr als Freude – auf jeden Fall. Es ist einfach eine Bestätigung meines Talents. Freunde sagen mir immer, dass ich mich zu klein mache, haha. Dass es im Fernsehen kam, weiß ich nicht??

Doch, ich hab’s in der Abendschau vom rbb gesehen. Aber mal ehrlich … Lady Gaga in Deinem Label „Immortal”. Glück – oder von langer Hand geplant?

Ich denke, sowas kann man nicht planen, da die Modewelt wie eine Laune der Natur ist, haha. Als ich damals anfing, meine ersten Skizzen zu zeichnen, war sie eine Art Muse für mich mit ihren schrägen Outfits. Und ja, ich habe auch immer gesagt, dass ich einmal für sie designen möchte. Doch über die Jahre habe ich mich ein wenig abgekapselt von ihr bzw. nicht mehr inspirieren lassen, sondern habe meinen eigenen Stil gefunden, der trotzdem noch over the top ist. Von daher ist es teilweise schon ein Traum, der durch einen Glücksfall in Erfüllung ging.

Man sagt doch immer, an besondere Momente erinnert man sich ein Leben lang. Wo warst Du, als Du erfahren hast, dass Lady Gaga in Deinem Kleid ihren Geburtstag feiert?

Ich war gerade noch zu Hause, schon fast aus der Türe, um mit Freunden feiern zu gehen, als die E-Mail mit den Bildern kam. Dann musste ich erstmal durchatmen und habe sofort meine Familie angerufen – mit zittrigen Händen. Ich hatte zuerst meine Oma und danach meine Mum angerufen. Beide waren genauso perplex wie ich selbst und auf der anderen Seite natürlich mega stolz, aber konnten mir es auch erst wirklich glauben, als ich ihnen die Bilder geschickt habe. Danach ging es ins Berghain feiern, auch dort hatte ja Gaga schon ihre Auftritte. Vielleicht Schicksal. Danach hat das Feiern natürlich umso mehr Spaß gemacht. ;)

Haben Deine Ma und Deine Omi auch etwas mit Mode zu tun?

Nein gar nicht, aber sie wussten beide, dass es ein “kleiner” Traum von mir war und waren deswegen umso fassungsloser.

Eigentlich wusstest Du ja schon etwas früher, dass die Pop- und Fashion-Ikone bald in „Immortal“ gesehen wird …

Wissen tut man da leider gar nichts, denn wenn Sachen geordert werden, ist das noch lange keine Versicherung, dass es auch getragen und zu sehen sein wird – leider, aber zum Glück war es so bei mir. Mich hat eine Assistentin von Brandon Maxwell, dem Stylisten von Lady Gaga, auf Facebook kontaktiert und meinte, sie bräuchte mal meine E-Mail Adresse. Eine Minute später kam dann auch schon die E-Mail mit den 6 Teilen, die sie bestellen möchte. Diese hat sie zufälligerweise irgendwo im Internet gefunden. Drei Tage später war dann auch schon alles verpackt und die Reise konnte losgehen.

Welche Kollektionsteile hat sie denn genau bestellt? Magst Du uns kurz die Geschichte dazu erzählen? 

Insgesamt hat sie 6 Teile bestellt aus meiner Kollektion „The Rebirth of Queen Elizabeth I.“. Wie der Name schon sagt, war Queen Elizabeth I. meine Inspiration, ihre prunkvollen Kleider und auch das System, wie Korsagen aufgebaut sind. Zum anderen war der Film „Metropolis“ von 1927 eine Inspiration, in dem es um eine Zukunftsstadt geht und eine Roboterfrau. Somit habe ich vergangene Geschichte, die unveränderlich ist, neu interpretiert und somit eine Kollektion für Queen Elizabeth I. entworfen, wenn sie in der Zukunft leben würde.

Musstest Du eigentlich eine Art Schweigepflicht unterschreiben, dass Lady Gaga Deine Stücke ordert?

Genau. Ich musste vorher einen Vertrag unterzeichnen, dass ich nichts vorher erzählen oder posten darf.

Wie war es, als Du das Paket für Lady Gaga gepackt hast? Hast Du etwas Besonderes mit hinein getan, oder die Stücke besonders verpackt?

Erstmal war es schwierig, überhaupt etwas zu finden, wie ich es verpacke, da meine Sachen nicht wie normale Kleidung gefaltet werden kann. Also besorgte ich mir einen Karton mit Kleiderstange integriert und verpackte die Sachen ganz normal in einem Kleidersack, nichts außergewöhnliches.

Darfst Du eigentlich verraten, in welchem Rahmen sich die Summe bewegt, die Lady Gaga für Deine Kollektion bezahlt hat?

Ist nur eine Leihgabe – deswegen: gar nichts. Haha.

Aaaaaah! Das bedeutet, sie gibt die Sachen wieder zurück?

Genau, die werden demnächst irgendwann zurückkommen.

Und werden die Sachen dann für Dich zur Ikone? Was wirst Du damit machen?

Eigentlich war meine Überlegung, sie zu versteigern, denn es gibt bestimmt genug Gaga Freaks, die es lieben würden, ein Teil persönlich getragen von ihrem Idol zu Hause zu haben.

Sind die Kollektionsteile auf den Fotos denn Deine aktuelle Kollektion Spring Summer 2014? Oder ist das die Kollektion mit Hommage an Elizabeth I.?

Das ist die einzige Kollektion, die ich habe :)

Verstehe! Also auch die, die Gaga geordert hat.

Genau.

Ich finde sie wunderbar! Jetzt bin ich ein bisschen neidisch auf Lady Gaga.

Hahaha.

Wie hast du den Mantel so hoch gearbeitet? Schulterpolster wie in den 80ern?

Neee, es ist ne Konstruktion aus Plastikstäben – in das Teil eingearbeitet.

Puh, das ist sicher auch anstrengend zu tragen.

Also vom Gewicht her geht’s. Ich hab‘s oft genug umher getragen. Haha.

Was haben denn die Rauten für eine Bedeutung? Zum Beispiel in der Corsage …

Das sind Miederstäbe, die ich alle einzeln auf die Teile genäht habe. Diese befinden sich bei normalen Korsagen eigentlich innen und sind nicht sichtbar.

WOW!! Wie lange hast Du an der Kollektion gesessen?

Insgesamt hatten wir ca. ‘nen halbes Jahr – also für Kollektion und Shooting und Diplomarbeit.

Das ist nicht viel. Aber nochmal was anderes: Deine Facebook-Seite zu „Immortal“ ist fanmäßig ja noch überschaubar. Das wird sich sicher ganz schnell ändern. Ist Deine Mode jetzt immortal, also unsterblich?

Natürlich sind solche Fotos immer gern gesehen, aber ich denke, dass meine Mode noch lange nicht den Punkt erreicht hat, sie unsterblich zu nennen. Ich denke, es liegt noch ein langer steiniger Weg vor mir, aber bin auch bereit, ihn zu gehen.

Warum hast Du denn den Namen gewählt, als Du Dein Label gegründet hast?

Eigentlich war der Name nur für mein Studium gedacht, ich habe ihn noch beibehalten, aber bin trotzdem auch als Thomas Hanisch bekannt. Es ist auch gut möglich, dass ich Immortal ablege und bei meinem normalen Namen bleibe. Das wird die Zukunft zeigen. Trotz alledem wählte ich den Namen schon mit dem Sinn, Mode zu schaffen, die unvergänglich ist.

Auf Deiner Facebook-Seite sieht man Dein Logo – den Grundriss einer Kirche. Ist das der Petersdom?

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht welche Kirche es ist, ich habe das Motiv gewählt, weil es zu dem barocken Flair passte. Es ist eben wieder Geschichte, die unvergänglich ist.

Und was kommt als nächstes? Was ist Dein Plan?

Der Plan ist, nun so schnell wie möglich Sponsoren zu finden, um meine nächste Kollektion, welche schon fertig gezeichnet ist, auf die Berliner Fashion Week im Januar 2015 zu bringen. Ich hoffe, dass sich durch die ganze Publicity Sponsoren bei mir melden und mich dabei unterstützen, auch weiterhin zeigen zu können, was für ein Talent in mir steckt.

Und werden Deine Kollektionen (bitte verzeih den Ausdruck) immer so schräg bleiben? Müssen wir alle Rockstars werden, um Deine Mode tragen zu können? Oder wird „Immortal“ irgendwann tragbarer?

Die nächste Kollektion ist ein guter Mix aus tragbar und Showpieces. So dass man wählen kann, wie schräg man sein möchte. ;)

Ich drück Dir feste die Daumen! Danke Dir für das Gespräch und rock on! 

 

©Verführer – Das Beste aus Berlin | Interview: Stephanie Schneider | Fotograf Portrait Thomas Hanisch: ©Tobias Dörer | Fotograf Lookbook: ©Benjamin Max Pohle | Model Lookbook: Laura Lang | Hair&MakeUp Lookbook: Stella Loewnich

 

 

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